Christopher Street Day (CSD)

Christopher Street Day (CSD) ist ein Fest-, Gedenk- und Demonstrationstag der Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender und deren Unterstützern. Gefeiert und demonstriert wird für die Rechte dieser Gruppen sowie gegen Diskriminierung und Ausgrenzung. Die Bezeichnung Christopher Street Day ist nur in Deutschland und der Schweiz üblich. In Österreich heißt der Umzug Regenbogenparade, in englischsprachigen und romanischen Ländern wird meist von Gay Pride oder Pride Parades gesprochen, und in Australien sind die Paraden mit der Karnevalstradition vermischt worden und heißen Mardi Gras ('Fetter Dienstag', gemeint ist damit ursprünglich der Fastnachtsdienstag).

Inhaltsverzeichnis:








Geschichte des CSD

Der CSD erinnert an das erste bekannt gewordene Aufbegehren von Homosexuellen und anderen sexuellen Minderheiten gegen Polizeiwillkür in der New Yorker Christopher Street in Greenwich Village am 27. Juni 1969 in der Bar Stonewall Inn, die so genannte "Stonewall-Rebellion". Zu dieser Zeit gab es immer wieder gewalttätige Razzien der Polizei in Kneipen mit homosexuellem Zielpublikum. Der 27. Juni markiert dabei den Tag, an dem erstmals ein Aufbegehren gegen solche Willkür und Gewalt stattfand. Es kam in der Folge zu tagelangen Straßenschlachten zwischen Homosexuellen und der Polizei. Seit 1970 wird in New York am letzten Samstag des Juni, dem Christopher Street Liberation Day, mit einem Straßenumzug an dieses Ereignis erinnert. In Deutschland fanden 1979 die ersten CSDs unter dieser Bezeichnung in Bremen und Berlin statt. Größere Schwulen- und Lesbendemonstrationen gibt es in Deutschland allerdings schon seit 1972 (die erste in der Bundesrepublik Deutschland am 29. April 1972 in Münster). Der erste CSD in der Schweiz fand am 24. Juni 1978 in Zürich unter dem Namen "Christopher-Street-Liberation-Memorial Day" statt.







CSDs Heute

In beinahe jeder größeren Stadt in Deutschland feiert die Queer Community heute CSDs. Die größten finden in Köln und Berlin statt. Köln wurde 2002 mit über 1,2 Millionen Beteiligten (Teilnehmer und Zuschauer) größter CSD in Europa. Die Paraden / Demonstrationen während des CSDs stellen mittlerweile ähnliche Attraktionen dar wie beispielsweise Karnevalsumzüge oder Technoparaden.

Aus organisatorischen Gründen finden die CSDs nicht genau an dem historischen Datum, dem 27. Juni statt, sondern an den Wochenenden im Juni bis August. Die CSDs nehmen ihre Ursprünge als politische Demonstration immer noch in Demonstrationsparaden mit einem politischen Motto und einer Kundgebungen statt. Hieran nehmen häufig Prominente, wie z.B. in Berlin (2000) Bundestagspräsident Wolfgang Thierse, Bundesministerin Renate Künast, 2001 der regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (seit 2001), in Frankfurt am Main 2004 Oberbürgermeisterin Petra Roth und der hessische Ministerpräsident Roland Koch teil. Ranghöchster Teilnehmer war Bundesaußenminister und Vizekanzler Joschka Fischer (Köln 2002, Hamburg 2004, Köln 2005). In einigen Städten übernehmen Politiker auch die Schirmherrschaft, wie in Hamburg der damalige Bürgermeister Ortwin Runde, in Dresden Oberbürgermeister Ingolf Roßberg oder in Würzburg Claudia Roth. In München wird der - im Vergleich zu anderen deutschen Millionenstädten - kleine Demonstrationszug mittlerweile schon fast traditionell durch Oberbürgermeister Christian Ude angeführt. Zusätzlich zur politischen Botschaft der CSDs wird ausgelassen gefeiert. Das Feiern des eigenen Lebensstils begründet sich aus dem Ursprung des CSDs: es soll demonstrativ gezeigt werden, dass man stolz auf sich, sein Leben und seine sexuelle Identität sein kann (daher auch die Bezeichnung Gay Pride 'schwuler Stolz' für solche Veranstaltungen).

Neben der CSD-Parade gibt es in vielen Städten ganze Kulturwochen mit bekannten Künstlern, politischen Veranstaltungen und Partys. In Köln hatte der CSD im Jahr 2002 zum ersten Mal mehr Besucher in die Stadt gelockt als der Rosenmontagszug.
Wegen der Kommerzialisierung und zunehmenden Entpolitisierung des "großen CSD" gibt es seit mehreren Jahren einen alternativen, im Volksmund "Kreuzberger CSD" genannte Parade in Berlin: den transgendialen CSD. Er wird von einer offenen Organisationsgruppe gestaltet. Parteien dürfen nicht reden, und es gibt keine Wagen von Parteien oder Firmen.

In folgenden Städten finden jährlich größere CSD-Straßenfeste und/oder Paraden statt:
Altötting, Augsburg, Bad Segeberg, Berlin, Bielefeld, Bonn, Braunschweig (Sommerlochfestival), Dortmund, Dresden, Düsseldorf, Duisburg, Essen (Ruhr-CSD & Origaynal), Erfurt, Frankfurt am Main, Hagen, Hamburg, Hannover (Flammende Herzen), Iserlohn, Kassel, Kiel, Köln, Konstanz (CSD Bodensee), Leipzig, Lübeck, Lüneburg, Magdeburg, Mannheim, Minden, München, Nürnberg, Oldenburg, Regensburg, Rostock, Saarbrücken, Siegen, Stuttgart, Trier, Würzburg, Zürich (inkl. Eventradio CSD Radio).







Europride

Seit 1991 vergibt die EPOA (European Pride Organizer's Association, Verband europäischer CSD-Organisationen) jeweils an eine Stadt den Titel Europride. Dieser CSD wird dann entsprechend größer angelegt, um eine entsprechende internationale Beachtung zu erreichen. Die Städte, die den Europride seitdem ausgerichtet haben, sind:

1992 London, 1993 Berlin, 1994 Amsterdam, 1996 Kopenhagen,
1997 Paris, 1998 Stockholm, 2000 Rom, 2001 Wien, 2002 Köln,
2003 Manchester, 2004 Hamburg, 2005 Oslo, 2006 London,
2007 Madrid, 2008 Stockholm, 2009 Zürich









Worldpride

Der erste weltweite CSD mit Teilnehmern und Organisatoren aus Ländern aller Welt war der Worldpride 2000 in Rom. Der zweite Worldpride war für August 2005 in Jerusalem geplant, ist jedoch auf 2006 verschoben worden, damit er nicht in die Zeit des Rückzugs jüdischer Siedler aus dem Gazastreifen fällt.

In einer gemeinsamen Pressekonferenz von moslemischen, jüdischen und christlichen Religionsführern wandten sich diese in unterschiedlicher Schärfe gegen die geplante Demonstration und die Veranstaltungen. Der moslemische Scheich Menasra drohte:
"Jerusalem auf den Kopf zu stellen, mitsamt den Juden und Christen", falls es zu der seiner Meinung nach teuflischen Demonstration kommen solle. Oberrabbiner Amar sprach von einer "Beleidigung Jerusalems", der Vertreter des Vatikans von "Provokation", Bischof Scherevian: "Wir sind für Menschenrechte, aber gegen Sünde und Verbrechen, auf die in der Bibel die Todesstrafe stand."